Kulturumbruch unter Weimer: Warum traditionelle Institutionen bluten und neue Denkfabriken boomen

Admin User
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Ein Buchumschlag mit Armee-Panzern und Jeeps in einer KriegsSzene mit Text darüber.

Kulturumbruch unter Weimer: Warum traditionelle Institutionen bluten und neue Denkfabriken boomen

Deutschlands Kulturbereich durchläuft unter Wolfram Weimer, dem Beauftragten für Kultur und Medien, tiefgreifende Veränderungen. Während die Förderung bestimmter Denkfabriken stark gestiegen ist, sehen sich lang etablierte Institutionen drastischen Kürzungen und Umstrukturierungen gegenüber. Kritiker werfen der Staatsführung vor, ihren Einfluss auf die kulturelle Programmgestaltung auszubauen – und stellen damit die Frage nach politischer Einmischung und finanziellen Prioritäten.

Im September 2025 bewilligte die Bundesregierung bis zu 250.000 Euro an institutioneller Förderung für die Denkfabrik Republik21 e.V.. Ab 2026 steigt diese Summe auf jährlich 500.000 Euro im Rahmen eines vierjährigen Projektzuschusses. Die Organisation, die sich bisher vor allem aus privaten Spenden und Eigenmitteln finanziert, hat bisher nicht öffentlich dargelegt, wie diese Gelder im kommenden Jahr verteilt werden sollen.

Gleichzeitig treibt Weimer die Zerschlagung traditioneller Kultureinrichtungen voran, darunter das Goethe-Institut und die Akademie der Künste in Berlin. Diese Institutionen, von manchen als politisch fragwürdig eingestuft, werden unter seiner Führung umgestaltet oder verkleinert. Sein Ansatz verbindet neoliberale Prinzipien – etwa den Rückzug des Staates – mit konservativen Strategien, die Kultur vor allem dann fördern, wenn sie nationalem Prestige oder wirtschaftlichem Erfolg dient.

Doch nicht nur die inhaltlichen Weichenstellungen sorgen für Kontroversen. Weimer ist Inhaber eines Unternehmens, das beim jährlichen Ludwig-Erhard-Gipfel in Tegernsee hochkarätige Treffen zwischen Politikern und Wirtschaftseliten organisiert. Kritiker sehen darin einen Interessenkonflikt, da seine privaten Aktivitäten mit seinen öffentlichen Pflichten kollidieren. Gleichzeitig spiegeln seine Politiken einen größeren Trend wider: Der Staat greift zunehmend in kulturelle Inhalte ein, während er gleichzeitig Sozial- und Kulturetats kürzt.

Die Umverteilung der Mittel folgt ökonomischen Theorien zu „meritorischen Gütern“, die besagen, dass bestimmte kulturelle Leistungen staatliche Unterstützung verdienen. Unter Weimer scheinen Förderentscheidungen jedoch vor allem Projekte zu begünstigen, die marktgetriebenen oder politisch gewollten Agenden entsprechen – und nicht den klassischen öffentlichen Kultureinrichtungen.

Die Verschiebung von Fördergeldern und politischen Schwerpunkten markiert eine neue Ära für die deutsche Kulturlandschaft. Während Republik21 e.V. nun erhebliche staatliche Unterstützung erhält, sehen sich ältere Institutionen Abbau oder Privatisierung ausgesetzt. Diese Entwicklungen stehen für eine grundlegende Neuausrichtung, bei der kulturelle Förderung zunehmend wirtschaftlichen und politischen Prioritäten folgt – und weniger den langjährigen künstlerischen oder bildungspolitischen Aufträgen.