Bayreuths Justiz und ihre dunklen NS-Verstrickungen – neue Erkenntnisse erschüttern

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Ein historisches Schild mit Symbolen und Text in der Mitte des Bildes.

Forschungsprojekt beleuchtet die Rolle der Justiz im NS-Regime - Bayreuths Justiz und ihre dunklen NS-Verstrickungen – neue Erkenntnisse erschüttern

Ein langjähriges Forschungsprojekt am Landgericht Bayreuth hat die tiefgreifende Verstrickung der Justiz in NS-Verbrechen aufgedeckt. Die über fünf Jahre gesammelten Erkenntnisse zeigen, wie Gerichte in der Stadt die Politik des Regimes durchsetzten und nach 1945 Versäumnisse bei der Aufarbeitung der Ungerechtigkeiten begingen. Eine neue Gedenktafel sowie öffentliche Ausstellungen sollen nun dafür sorgen, dass diese Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.

Die Untersuchungen begannen 2019 unter der Leitung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bayreuth. Sie analysierten Hunderte von Rechtsfällen aus der NS-Zeit und identifizierten Richter, Staatsanwälte und Beamte, die die Unterdrückungsmaßnahmen der Politik ermöglichten. In Bayreuth waren sowohl ein Sondergericht als auch ein Volksgerichtshof ansässig – Institutionen, die für ihre drastischen Urteile gegen politische Gegner bekannt waren.

Im Februar 1945 wurden nach alliierten Bombenangriffen auf den Berliner Volksgerichtshof Hunderte politische Häftlinge nach Bayreuth verlegt. Unter ihnen befanden sich Widerstandskämpfer und spätere prominente Persönlichkeiten, darunter Eugen Gerstenmaier, der später Präsident des Deutschen Bundestags wurde. Ein weiterer bekannter Inhaftierter war Theodor Heuss, der 1933 in Bayreuth festgenommen wurde und später zum Bundespräsidenten gewählt wurde.

Eine für den 14. April 1945 geplante Massenhinrichtung aller Gefangenen konnte nur knapp verhindert werden, als amerikanische Truppen die Stadt am 29. April befreiten. Die meisten Inhaftierten waren politische Gefangene, viele von ihnen mit der anti-nationalsozialistischen Widerstandsbewegung verbunden.

Die Ergebnisse des Projekts werden auf einer Website und in interaktiven Ausstellungen im Gerichtsgebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich nahm an der Enthüllung der Gedenktafel teil und betonte, wie wichtig es sei, sich heute mit diesem Erbe auseinanderzusetzen.

Die Gedenktafel und die digitalen Ressourcen sollen als dauerhafte Mahnmale an die Rolle der Justiz in der Politik im Nationalsozialismus erinnern. Die Forschung liefert detaillierte Belege für systemische Versagen vor, während und nach dem Krieg. Der öffentliche Zugang zu den Erkenntnissen soll dazu beitragen, Verantwortung zu übernehmen und künftige Generationen zu informieren.