Philosophenvortrag abgesagt: Wenn Meinungsfreiheit auf Cancel Culture trifft

Philosophenvortrag abgesagt: Wenn Meinungsfreiheit auf Cancel Culture trifft
Ein geplanter Vortrag des deutschen Philosophen Sebastian Ostritsch an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München wurde nach Studentenprotesten abrupt abgesagt. Der 41-jährige Wissenschaftler, der für seine konservativ-katholischen Ansichten bekannt ist, wurde als 'rechtsextremer Fundamentalist' gebrandmarkt – obwohl sich sein Vortragsthema auf Theologie und nicht auf Politik konzentrierte. Der Vorfall hat die Debatten über Meinungsfreiheit, Cancel Culture und die Grenzen akademischer Diskurse neu entfacht.
Ostritsch, Philosoph und zum Katholizismus konvertiert, war eingeladen worden, über das Thema ‘Ist Gottes Existenz eine Frage rationaler Erkenntnis? Thomas von Aquin versus Immanuel Kant’ zu sprechen. Studentische Aktivisten setzten die Hochschule jedoch unter Druck, die Einladung zurückzuziehen, mit der Begründung, allein seine Anwesenheit berge die Gefahr, 'prädemokratische' und 'unmenschliche' Ideen zu normalisieren. Ihre Kritik richtete sich dabei nicht gegen den Inhalt des Vortrags, sondern gegen Ostritschs öffentliche Haltung – insbesondere seine Ablehnung von Abtreibung, Sterbehilfe und der Inklusion von LGBTQ+-Personen in Kirchen.
Die Absage des Vortrags unterstreicht die Spannungen zwischen dem Schutz offener Debatten und der Kontrolle ideologischer Grenzen. Zwar reagierte die Hochschule auf die Bedenken der Studierenden, doch der Fall zeigt, wie schnell Extremismusvorwürfe über explizite Gewaltaufrufe hinaus ausgedehnt werden können. Vorerst setzt der Philosoph seine Arbeit fort – doch die weiteren Folgen für den akademischen Diskurs bleiben ungelöst.